Barriere-Zertifikate für normalsterbliche Kleinanleger?

Teil 2 (Wichtige Parameter): Im ersten Teil dieses Blogs haben wir uns mit dem möglicherweise hochgiftigen Cocktail befasst, welcher sich zusammenbraut, wenn sich Kleinanleger genötigt fühlen, ihr hart verdientes Vermögen so anzulegen, dass es vielleicht wenigstens ein paar Prozent Ertrag abwirft. Und dabei einen Blick auf eines der bei Herrn und Frau Schweizer beliebtesten Anlageprodukte geworfen, welches möglicherweise eine Opportunität im Spannungsfeld zwischen Risiko und Rendite bieten könnte. Wir konzentrieren unseren zweiten Blick insbesondere auf die verschiedenen Parameter, welche im Vorfeld unbedingt genau geprüft werden sollten.

Welche Barriere ist sinnvoll?

Auch bei einem BRC findet die alte Börsenweisheit ihre Anwendung: je höher der Coupon, desto höher das Risiko. Die Steigerung des Risikos geht hier mit der Reduzierung des Sicherheitspuffers einher.

Wenn der Anleger über den gesamten Anlagezyklus einigermassen entspannt bleiben möchte, sind Produkte mit einer Barriere über 70 Prozent, d.h. einem Risikopuffer von unter 30 Prozent nicht geeignet. Auch eine tiefere Barriere ist kein absoluter Kapitalschutz. Eine Barriere im Bereich zwischen 50 und 60 Prozent ist zwar üblicherweise mit einem tieferen Coupon verbunden, aber dabei lässt sich wohl etwas besser schlafen.

Die Meinungen zur „perfekten" Barrierehöhe sind so kontrovers wie es Gurus gibt. Je tieferer die Barriere desto geringer das Risiko des sog. „Hits", d.h. des Reissens der Barriere und damit das Eintreten des Verlustes. Gleichzeitig ist naturgemäss bei tiefen Barrieren im „Eintrittsfall" der Verlust grösser.

Titelauswahl und Couponhöhe

Die zweite Voraussetzung wird in der Studie nicht explizit erwähnt, sollte jedoch beachtet werden. Schweizer Blue Chips sind keine Garantie auf Kapitalsicherung, für vorsichtige Investoren wohl dennoch möglicherweise die einzige Option. Für den Kleinanleger sollten risikobehaftete Titel oder Titel aus risikobehafteten Branchen gemieden werden. Die Chance mag hoch sein, das Risiko ist es auch.

Als drittes sollte der Coupon beachtet werden: Ein BRC mit Schweizer Blue Chips („home bias") und einem Sicherheitspuffer im Bereich der empfohlenen mindestens 40 bis 50 Prozent wird wohl einen Rahmen von drei bis vier Prozent kaum übersteigen. Ein in dieser Konstellation höherer Coupon sollte vorsichtig stimmen. Leider lassen sich aber Anleger oft von den hohen Couponzahlungen verleiten.

Wenn ein BRC z.B. drei Basiswerte aus drei verschiedenen Sektoren enthält, bedeutet dies üblicherweise, dass die drei Titel untereinander weniger korrelieren. Dies kann mit einem etwas höheren Coupon verbunden sein. Damit ist aber auch das Risiko, dass einer der drei Titel die Barriere gegen unten durchbricht, höher. Hier ist also Vorsicht geboten.

Die bei Herrn und Frau Schweizer derzeit belieb-testen Basiswert sind zurzeit Nestlé, Roche und Novartis. Ein weiteres Prüfelement wird in der Literatur oft unterschlagen, möglicherweise auch deshalb, weil es wohl am schwierigsten einzuschätzen ist: das sog. Emittentenrisiko. Der Emittent ist das Unternehmen, welches das Produkt herausgibt, meistens eine Bank oder ein bankähnliches Institut. Der Anleger trägt beim BRC das sog. Emittentenrisiko, d.h. z.B. das Risiko, dass der Emittent Konkurs geht und das Kapital nicht zurückzahlen kann. Deshalb ist es äusserst ratsam, nur Produkte von „grossen Schweizer Emittenten" zu kaufen.

Anzahl Aktien und Laufzeit

Das Risiko steigt mit jedem Titel, welcher im BRC enthalten ist. So sollte idealerweise nur in einen BRC investiert werden, der einen einzigen Titel enthält. Da BRC mit Einzeltitel nicht ganz einfach zu finden sind, sind BRC mit zwei oder maximal drei Titeln prüfenswert.

Auch die Laufzeit ist als Risikofaktor nicht zu unterschätzen: je länger die Laufzeit, desto höher das Risiko. Dies aus dem Grund, weil die makro-ökonomische Entwicklung kaum über mehrere Jahre abgeschätzt werden kann, nicht einmal von den allergrössten Börsengurus oder Kristallkugel-lesern. So wird üblicherweise eine Laufzeit von einem oder zwei Jahren empfohlen, drei Jahre gelten aus Risikoüberlegungen als Maximum. In Tat und Wahrheit ist die Auswahl von konservativeren BRC's (Titel/Coupon) mit einer Laufzeit unter drei Jahren eher selten zu finden. Im Umkehrschluss führt eine kürzer Laufzeit dazu, dass nach deren Ablauf ein neues Anlageprodukt evaluiert werden muss.

Als Beispiel kann hier z.B. ein aktueller BRC mit folgenden Eckwerten aufgeführt werden: BRC auf die drei Bluechips Nestlé, Roche und Novartis mit eine Barriere von 50 Prozent und einem Coupon von vier Prozent, Laufzeit 3 Jahre.

Zusammenfassung

Der Kleinanleger, welcher sich für einen BRC entscheidet, ist gut beraten, das Verlustrisiko mit einem konservativeren Produkt zu minimieren. Ein auffällig hoher Coupon für eine indirekte Anlage in Produkte aus hochzyklischen Branchen oder in einzelne „Modetitel" dürfte wohl zu risikobehaftet sein. Für Kleinanleger, welche für sich die erwähnten Grundsatzfragen bejahen können, sind möglicherweise die folgenden Entscheidungskriterien – eine ganz persönliche Einschätzung des Autors – im Sinne einer Zusammenfassung dienlich:

1. Fokus auf Schweizer Blue Chips
2. Barriere nicht höher als 50 oder 60 Prozent, d.h. Risikopuffer 40 bis 50 Prozent
3. Bei Coupons über vier oder fünf Prozent nochmals das Produkt prüfen
4. Idealerweise nur eine Aktie, maximal drei Titel
5. Sektorenmix beachten
6. Laufzeit von ein bis zwei Jahren, maximal drei Jahre
7. Grosser, etablierter Schweizer Emittent


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Erstellt am 1. September 2016 von Alexander Gonzalez

Hinweis: die in diesem Blog vorgestellten Ideen und Anregungen beruhen auf persönlichen Erfahrungen des Autoren und stellen keine allgemeingültigen Tatsachen dar. Ebenso stellt keiner der Inhalte dieses Blogs eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.

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